„Klimaschutz ist Menschenschutz“ – Auszeichnung von Fridays for Future und Erde brennt Salzburg mit der Salzburger Rose der Menschenrechte

Die ausgezeichneten Klimaaktivist:innen mit Laudator Hans Holzinger

Im Rahmen der Veranstaltung fand in Kooperation mit dem Institut für Menschenrechte der Universität Salzburg ein Podiumsgespräch über Kinderrechte und Klimakrise statt. Es diskutierten unter der Leitung von Barbara Sieberth Univ.-Prof. Dr. Reinhard Klaushofer, Dr.in Andrea Holz-Dahrenstaedt, Konny Vogl & Günther Schönleitner (v.r.n.l.) Christine Dürnfeld stellte den Salzburger Menschenrechtsbericht 2023 vor, in dem Verletzungen der Menschenrechte in Salzburg dokumentiert werden. Mehr zum Monitoring siehe hier.

Seit 2019 gibt es eine Fridays for Future Salzburg Gruppe, die über mehrere Jahre jeden Freitag zum Klimastreik aufrief – nach dem Motto „Wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut!“ Bei den zwei mal im Jahr stattfindenden weltweiten Klimastreiks ist auch die Salzburger Gruppe immer mit einer Demo dabei. „Erde brennt Salzburg“ ist 2022 entstanden. Ausgehend von der Bewegung „End fossil“ wurden in vielen Städten Universitäten besetzt. In Salzburg kam es im November des Jahres zu einer Besetzung. Gefordert wurde u.a. die Verankerung von sozialökoligischem Basiswissen in allen Curricula. Mit der Ringvorlesung „Klimawandelbildung“ wurde ein erster Erfolg erzielt. Das vorrangige Ziel beider Bewegungen lautet, so rasch wie möglich raus aus den fossilen Energien zu kommen, um Klimaneutralität zu erreichen.

Am 11. November 2023 wurden die jungen Aktivistinnen und Aktivisten von Fridays for Future und Erde brennt mit der Salzburger Rose der Menschenrechte ausgezeichnet. Die Auszeichnung wird jedes Jahr von der Salzburger Plattform für Menschenrechte im Umfeld des Internationalen Menschenrechtstages vergeben. Christine Dürnfeld und Barbara Sieberth überreichten die Urkunden. Hans Holzinger von den Scientists for Future hob in seiner Laudatio hervor, dass beide Gruppen gegen das Wegschauen, Verdrängen sowie Verzögern einer wirksamen Klimapolitik protestieren. Das sei wichtig, weil die Klimakrsie zwar in der Gesellschaft angekommen sei, wir diese jedoch in ihrer Gefährlichkeit noch nicht begriffen hätten. Wäre dem so, dann würden viel konsequenter Schritte zur Reduzierung der Treibhausgase gesetzt.

„Wir kennen die Ausreden und Ausflüchte. Wir kennen aber auch die Studien der Klimaforschung. Die Berichte des International Panel on Climate Change, einem Zusammenschluss namhafter Klimaforscher:innen aus aller Welt, werden jedes Jahr alarmierender“, so Holzinger. Es gehe um ein physikalisches Großexperiment mit schleichender Zunahme der Krisen, dass wir jedoch nicht auf Knopfdruck abstellen können, wie ein Experiment im Labor.

„So wie es physikalische Kippunkte gibt, die wir im Zusammenhang  mit der Klimakrise vielmehr fürchten sollten, gibt es soziale Kipppunkte“, so Holzinger weiter. Die jungen Aktistinnen und Aktivisten der Klimabewegung hätten erreicht, dass über die Klimakrise zumindest gesprochen werde. . „Wir wollen, dass JETZT was geschieht, um für ALLE gleichermaßen eine lebenswerte Zukunft zu sichern! Es wird Zeit für Veränderungen, auch in Salzburg !“ – so ist auf der Homepage von Fridays for Future zu lesen.

Beide Bewegungen verbinden eine wirksame Klimapolitik auch mit sozialen Anliegen – leistbares Wohnen, ein günstiger öffentlicher Verkehr sowie die Begrenzung der Vermögenden als größte Klimaschädiger zählen dazu. Denn es gehe auch um Klimagerechtigkeit. Das Politische beider Bewegungen zeige sich darin, dass auf die Schutzfunktion der Staaten hingewiesen wird. Diese müssten den Konzernen und uns als Bürger:innen die Regeln so setzen, dass wir von den Treibhausgasen runterkommen, so Holzinger in der Laudatio. Nicht von ungefähr gebe es mittlerweile über 2000 Klimaklagen, einige davon seien bereits sehr erfolgreich gewesen – wie ein Urteil des Deutschen Verfassungsgerichtshof, das der deutschen Bundesregierung mehr Anstrengungen im Klimaschutz abverlangt. Artikel 2 der Europäischen Menschrechtskonvention definiert das Recht auf Leben als Grundrecht, dazu gehört ein Klima- und Ökosystem, das ein wirtliches Leben für alle Menschen ermöglicht. Beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte sind mehrere Klimaklagen anhängig. Urteile seien demnächst zu erwarten. Die Aussichten, dass die Klimakrise als menschenrechtsrelevant eingestuft wird, seien gut, so Holzinger.

Die Verantwortung darf nicht an die Jungen delegiert werden, darum sei es gut, dass die Klimabewegungen die Verantwortung derer einfordern, die die entsprechenden Entscheidungen treffen müssen. Im Sinne der Selbstwirksamkeit tue es auch der Psyche gut, wenn junge Menschen ihre Zukunftsangst und ihre Wut lautstark in Demonstrationen ausdrücken, so Holzinger.“ Vereinfacht gesagt: Protestieren ist gesund!“

Holzinger in der Laudatio abschließend: „Klimaschutz ist Menschenschutz. Die Klimabewegung ist somit eine Menschenrechtsbewegung. Es ist daher sehr passend, wenn die Plattform für Menschenrechte Fridays for Future und Erde brennt mit der Salzburger Rose der Menschenrechte auszeichnet.“

Download der Laudatio

Fotos: Mathias Wetzelhütter, Plattform für Menschenrechte; Hans Holzinger.

Autor: Hans Holzinger

Zukunfts- und Nachhaltigkeitsforscher, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Robert-Jungk-Bibliothek für Zukunftsfragen in Salzburg, 2010-2014 Lehrauftrag an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, Autor und Vortragender, zuletzt erschienen: "Neuer Wohlstand. Leben und Wirtschaften auf einem begrenzten Planeten" (2012); "Sonne statt Atom. Robert Jungk und die Debatten über die Zukunft der Energieversorgung seit den 1950er-Jahren" (2013), "Von nichts zu viel - für alle genug" (2016), "Post-Corona-Gesellschaft" (2020). Forschungsschwerpunkte: Zukunft der Arbeit und sozialen Sicherung, globaler Ausgleich, neue Wohlstandbilder. Mitglied u.a. von Attac, Gemeinwohlökonomie,Global Marshall Plan Initiative, Südwind, Amnesty International.

Ein Gedanke zu „„Klimaschutz ist Menschenschutz“ – Auszeichnung von Fridays for Future und Erde brennt Salzburg mit der Salzburger Rose der Menschenrechte“

Kommentare sind geschlossen.