Ein Team der Scientists for Future Salzburg hat eine im Auftrag der Wirtschaftskammer Österreich erstellte Studie kritisiert, die die Klimavorteile einer Wiederaufnahme eines Kurzstreckenflugs Wien – Salzburg herausstreicht.
Die Studie behauptet unter anderem, dass durch den Wegfall dieser Flüge kaum CO2 eingespart wurde, da per PKW zu anderen Langstrecken-Flughäfen gereist wird. Aus Sicht der Scientists4Future Salzburg sind diese Schlussfolgerungen von angeführten Daten nicht klar ableitbar und die angewandte Methodik ist wissenschaftlich fragwürdig. „In Summe ist es zwar plausibel, dass manche Reisende auf das Auto wechseln, während andere den Zug nach Wien oder München nehmen oder gleich auf Videokonferenzen umstellen. Allerdings ist selbst die individuelle PKW-Anreise bzgl. CO2-Emissionen deutlich günstiger als ein Kurzstreckenflug, die Lokalpolitik oder Wirtschaft könnte somit falsche Schlüsse aus dieser Studie ziehen”, so Jens Blechert, Sprecher der Scientist4Future Salzburg, in der Stellungnahme, die am 18.12.2023 der WKO übermittelt wurde.
Fünf Monate später kam nun eine kurze Antwort von Mag. Johannes Adensamer, Fachverbandsgeschäftsführer-Stellvertreter, Fachverband der Autobus-, Luftfahrt- und Schifffahrtunternehmungen, Berufsgruppe Luftfahrt, die jedoch leider nicht auf die Bedenken von S4F eingeht. Sie wird hier im Wortlaut wiedergegeben:
„Vorab entschuldige ich mich, dass ich den von mir gesetzten Zeitraum für eine Beantwortung Ihrer Anfrage nicht einhalten konnte. Dass sich Ihre Gruppe Scientists4Future Salzburg mit unserer Studie auseinandergesetzt hat, ist für uns, neben dem medialen Echo, ein Zeichen, dass die Luftfahrt gesellschaftlich von großem Interesse ist, und einen hohen Stellenwert hat. Fliegen emotionalisiert und erfreut sich (wieder) großer Beliebtheit. Gleichzeitig gibt es auch Kritik. Insbesondere der Beitrag zum Klimawandel wird immer wieder thematisiert. Die Luftfahrtbranche entwickelt bereits seit mehreren Jahren alternative Treibstoffe, setzt sie auch ein, und gestaltet den Betrieb von Flughäfen mehr und mehr CO2-neutral, um einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Wir sind überzeugt, dass Innovation, Forschung und technologischer Fortschritt für den Klimaschutz mehr beitragen können als Verbote, auch wenn letztere kurzfristig einfacher erscheinen. Langfristig ist weder dem Klima noch der Wirtschaft, die dafür sorgt, dass wir uns den Sozialstaat leisten können, damit gedient. Dies wird auch in der Studie mit Literaturrecherche, Beispielen und den, zum Zeitpunkt der Erstellung der Studie verfügbaren Daten, klar dargelegt.“
Und hier die Antwort des Sprechers von Scientists for Future:
Lieber Herr Adensamer,
danke für ihre kurze Antwort. Die Bemühungen des Salzburger Flughafens um nachhaltige Bewirtschaftung erkennen wir an. An eine Lösung durch alternative Treibstoffe glauben wir hingegen nicht. Um beides ging es in unsere Studienkritik nicht direkt.
Ich habe die Analyse der Scientistis for Future Salzburg der ‚Studie‘ von Höffinger Solutions koordiniert. Ich darf Ihnen zur Kenntnis bringen, dass sich hier 4-5 aktive WissenschaftlerInnen mit Expertise mit sozialwissenschaftlicher Datenerhebung und oder /Verkehrsplanung damit in mehreren Revisionsrunden beschäftigt haben. Das Urteil ist sehr kritisch ausgefallen. Ich habe Ihnen unsere Analyse anbei nochmal angehängt. Für eine inhaltliche Auseinandersetzung steht die Autorengruppe auf Wunsch sicherlich zur Verfügung.
Unabhängig von inhaltlichen Präferenzen von Verboten vs. anderen Strategien der Einstellungsänderung: Ich kann nur an Sie appellieren, dass Sie die Auswahl der Studien, die Sie finanzieren sorgfältiger treffen, bzw. deren mediales Framing entsprechend ändern. Statt ‚Studie‘ könnte man den Text als ‚Argumentationshilfe‘ oder als Strategiepapier bezeichnen, jedoch nicht als (wissenschaftliche) Studie (empirische Erhebung, peer review, Ausgewogenheit). Meinungsmache mit wissenschaftlichen Begriffen untergräbt nicht nur das Vertrauen der Bevölkerung in die unabhängige Wissenschaft sondern beschädigt auch den Ruf der Wirtschaftsverbände, bzw. der Politik.