Umfrage über Maßnahmen zur Minderung des Klimawandels anlässlich des Earth Days

Von Jänner bis März 2023 führte das Markt- und Meinungsforschungsinstitut IPSOS eine internationale Studie durch und befragte Menschen in verschiedenen Ländern Weltweit zum Klimawandel:

Die Fragen bezogen sich unter anderem auf Ergebnisse der Studie “Quantifying the potential for climate change mitigation of consumption options – IOPscience”.

Die Befragung zeigt deutlich, dass etliche Maßnahmen zur Minderung der Auswirkungen des Klimawandels durch die Bevölkerung falsch eingeschätzt werden und dass die Bevölkerung einen erheblichen Informationsbedarf zur Wirksamkeit unterschiedlicher Maßnahmen hat.

Mehr findet ihr auf der informativen Seite „Unsere Klimapolitik“

Klimarelevante Passagen des neuen Regierungsübereinkommens von ÖVP und FPÖ – eine Übersicht

Das am 26. Mai 2023 veröffentlichte Regierungsübereinkommens 2023 – 2028 von ÖVP und FPÖ steht unter dem Motto „Gemeinsam in eine stabile und sichere Zukunft“. Im Folgenden werden klimarelevante Passagen des Textes vorgestellt und mit einer ersten Einschätzung versehen.

Kapitel 6 ist dem Bereich „Nachhaltigkeit, Natur- und Klimaschutz und Energie“ gewidmet. Zuständig sein werden LR Josef Schweiger (Energie, Nationalpark und Antheringer Au) sowie LHStv. Marlene Svazek (Naturschutz). Klimaschutz wird bei der Ressortaufteilung nicht explizit angeführt. Klimarelevant im Regierungsübereinkommen ist auch Kapitel 8 „Verkehr und Mobilität“ (zuständig dafür ist wie bisher Stefan Schnöll, der auch das Ressort Wirtschaft und Tourismus verantwortet). Einfluss auf die Klimapolitik hat auch der Bereich Raumordnung und Wohnen (Kapitel 4, zuständig ist der neue Landesrat Martin Zauner) sowie der Bereich Landwirtschaft (Kap. 10, wie bisher bei Landesrat Josef Schweiger angesiedelt).

Die Klimakrise scheint in der Präambel nicht als Herausforderung auf

Auffallend ist, dass in der Präambel zwar Themen wie die Aufarbeitung von Corona, der Ukrainekrieg sowie die Teuerungen genannt werden, mit keinem Wort aber die Klimakrise aufscheint. Gesprochen wird davon, „dass wir uns auch künftig im nationalen und internationalen Wettbewerb an der Spitze der europäischen Regionen behaupten können und Salzburg für unsere Bürgerinnen und Bürger eine lebenswerte, sichere und leistbare Heimat ist.“

Als eines der Ziele wird aber formuliert: „Salzburg als nachhaltiges, umwelt- und klimabewusstes sowie mobiles Bundesland“, wobei „die realistische Abwägung aller öffentlicher Interessen Grundlage der einzelnen Maßnahmen zu sein“ habe. Betont wird die Verringerung der Energieabhängigkeit: „Dabei wollen wir vor allem die Energiewende mit dem Ziel vorantreiben, Salzburg zu einem hohen Grad energieautark zu machen.“

Natur- und Klimaschutz als Zielkonflikte

Natur- und Klimaschutz werden zusammengedacht, mögliche Zielkonflikte angesprochen. In Kapitele 6.1 heißt es: „Der Erhalt der weitgehend intakten Naturräume Salzburgs für kommende Generationen, Natur-, Umwelt- und Klimaschutz sowie eine nachhaltige Wirtschafts- und Lebensweise sind dieser Landesregierung wichtige Anliegen. Klimaschutz und Naturschutz bedingen sich gegenseitig und profitieren voneinander. Zum Teil gibt es jedoch Zielkonflikte zwischen Klimaschutz und Naturschutz, den es auszugleichen und gemeinsam mit allen Partnern aufzulösen gilt.“

Hingewiesen wird im Zusammenhang mit Naturschutz auf die Notwendigkeit „eines partnerschaftlichen Zuganges mit Grundeigentümern und Nutzern“. Unter Naturschutzgruppen bereits für Kritik sorgte die Formulierung „Darüber hinaus braucht es für Projektgenehmigungsverfahren einen neuen Ansatz, der neben dem Artenschutz vorrangig dem Klimaschutz Rechnung trägt.“ Befürchtet wird die Aushebelungen des Naturschutzes.

Neben der Bedeutung der bestehenden Naturschutzgebiete und der Fortführung von Programmen wie „Natur in der Gemeinde“ wird auch Umweltbildung angesprochen: „Umweltbildung ist eine wichtige Voraussetzung für erfolgreichen Klima- und Naturschutz. Hier wollen wir das bestehende Angebot ausbauen und weiterentwickeln. Dabei soll die Entstehung unserer Kulturlandschaft entsprechend mitberücksichtigt werden.“

Ziele des Masterplans Energie und Klima 2050 bleiben aufrecht

In Kapitel 6.2 heißt es: „Die Reduktion der Abhängigkeit der Energieversorgung von fossilen Brennstoffen und der Umstieg auf regionale, heimische und nachhaltige Energieträger wird weiterhin mit Hochdruck verfolgt. In diesem Zusammenhang ist es unser erklärtes Ziel, den Masterplan Klima und Energie 2050 in all seinen Facetten (Erzeugung, Effizienz, Einsparung) umzusetzen.“ Hinweis: Gemeint ist wohl die Energie + Klimastrategie 2050 mit Klimaneutralität bis zum Jahr 2050, der Masterplan 2030 mit konkreten Maßnahmen und Zwischenzielen bis zum Jahr 2030 wird nicht angesprochen.

Bezüglich Ausbau von Erneuerbare Energieanlagen werden beschleunigte Verfahren, bei Wasserkraft der Bau der Anlagen Stegenwald, Golling und Sulzbachtal sowie die „wirtschaftlich sinnvolle Nutzung der Windenergie an Stellen mit ausreichender Windfracht und unter Einbindung der regional betroffenen Bevölkerung“ genannt. Hinweis: Im Regierungsplan ist hier allerdings nur die geplante Anlage Windsfeld mit 12 Windrädern für die Regierungsperiode vereinbart. Vor der Wahl plädierte die ÖVP für 25 Anlagen. Auch die Solarenergie soll weiter ausgebaut werden: „Unser primäres Ziel ist die solare Nutzung der Dächer in unserem Bundesland.“ Das Land müsse da auch Vorbild sein: „Wir setzen einen Investitionsschwerpunkt für Photovoltaik auf Dächern von Landesgebäuden (Straßenmeistereien, Berufsschulen etc.).“ Bürgerbeteiligungsverfahren sollen helfen, den Ausbau Erneuerbarer Energie zu fördern und mögliche Konflikte zu bereinigen.“

Fokus auf Energieautonomie und leistbare Energie

Die Salzburg AG soll in die Pflicht genommen werden: „Wir setzen uns bei der Salzburg AG ein, dass diese auch weiterhin zu den günstigsten Landesenergieversorgern zählt“, wenn möglich sollen die Anteile der Energie AG an der Salzburg AG zurückgekauft werden (ein Vorschlag, der schon vor der Wahl diskutiert wurde).

Generell wird Energieautonomie als Ziel formuliert, Energieeffizienz betont (Prinzip „Energy Efficiency First“), Energieverbrauchsreduktion wird nur im Zusammenhang mit der Fortführung von Energieberatung angesprochen. Der Begriff der Klimaneutralität wird vermieden, es heißt aber: „In der Verfolgung unserer Dekarbonisierungsbemühungen setzen wir auf einen weiteren Ausbau des Fernwärmenetzes, der Nutzung industrieller Abwärme und der Verwendung, CO2-neutraler Energieträger.“ Zudem soll der Rohstoff Holz weiter genutzt und als klimaneutrale Energie angesehen werden, was den weiteren Ausbau von Biomasse nahelegt. „Wir wollen das Potential des ´Holzlandes Salzburg´ noch stärker heben“, heißt es im Text.

Verkehr und Mobilität – Ausbau des Öffentlichen Verkehrs und der Straßen

In der Einleitung zum Kapitel „Verkehr und Mobilität“ wird auf Klimaschutz verwiesen, zugleich die Notwendigkeit einer entsprechenden Autoinfrastruktur betont: „Wir forcieren die Mobilitätswende als wichtigen Beitrag zum Klima- und Umweltschutz und setzen auf einen ausgewogenen Mobilitätsmix mit attraktiven öffentlichen Verkehrsangeboten für all jene, die sie nutzen können und eine adäquate Straßeninfrastruktur für diejenigen, die nach wie vor auf das Auto angewiesen sind.“

Die Umsetzung des S-Link wird als zentrales Projekt angesehen. Neben dem Bekenntnis zum Ausbau des Öffentlichen Verkehrs sowie der Zubringer-Infrastruktur wie P&R-Plätze soll es Angebote für den Micro-ÖV geben. Die geförderten Tickets soll es weiterhin geben, geplant ist ein zusätzliches Touristen-Ticket.

Das durchgehende Radwegenetz soll bis 2035 auf 1000 Kilometer ausgebaut, die Ladeinfrastruktur für E-Autos unterstützt werden. Im Text heißt es: „Neben dem Ausbau der Straßeninfrastruktur braucht es ein einheitliches Konzept für flächendeckende E-Schnellladestationen. Wir werden das Netz gemeinsam mit den Energie-Versorgern so ausbauen, dass eine attraktive Abdeckung fürs gesamte Bundesland gewährleistet werden kann.“ Der Verkehrssicherheit und dem Verkehrsmanagement ist ein eigenes Unterkapitel gewidmet.

Wohnen und Raumordnung als klimarelevante Bereiche

Im Bereich „Wohnen und Raumordnung“ (Kapitel 4) wird zunächst auf leistbaren Wohnraum für alle Bezug genommen, wobei die Förderung von Eigentum und Miete gleichrangig gesehen wird. Im Umwelt- und Klimakontext interessant ist die Betonung des sparsamen Umgangs mit Grund und Boden Die Vermeidung übermäßiger Bodenversiegelung sei ein Gebot der Stunde: „Daher soll es eine verstärkte Förderung von Nachverdichtung, die grundsätzliche Forcierung des Einsatzes recycelter Baustoffe sowie Unterstützung und Begleitung bei der Renovierung von bestehenden Wohnbauten geben.“

Die Notwendigkeit der Gebäudesanierung wird mit den gestiegenen Energiekosten argumentiert. Im Text heißt es: „Daher wollen wir auch die Sanierungsförderung weiter attraktivieren. Dazu soll etwa ein zusätzlicher Sanierungsbonus auf die bestehende Sanierungsförderung eingeführt werden.“ Geplant ist die Einführung eines „Renovierungspasses“ ergänzend zum aktuellen Energieausweis. Die Kosten für die Errichtung von E-Ladeinfrastruktur soll generell förderungswürdig werden, nicht nur bei nachträglich eingebauten Anlagen.

Umgang mit Grund und Boden

Hinsichtlich effizienter Nutzung von Wohnraum wird Untertstützung in Bezug auf „bedarfsgerechten Wohnungstausch“ sowie eine landesweite Online-Plattform für Wohnungssuchende in Aussicht gestellt. Vorsichtig ist die Formulierung im Zusammenhang mit Leerstandsnutzung: „Wir wollen Zweitwohnsitzobjekte verstärkt für die Hauptwohnsitznutzung mobilisieren.
Dafür sollen die Gemeinden in ihren Bemühungen, Zweitwohnsitze anzukaufen und zu sanieren, um sie danach einer Hauptwohnsitznutzung zuzuführen, unterstützt werden.“

Betont wird zudem das Bauen mit Holz: „Wir bekennen uns zu Holz als unseren heimischen Baustoff mit hoher regionaler Wertschöpfung. Neben der Errichtung von öffentlichen Bauten forcieren wir grundsätzlich den
Einsatz von Holz – insbesondere im mehrgeschossigen Wohnbau – als CO2-neutralen Baustoff in Baurecht und Wohnbauförderung.“

Von Klimarelevanz ist insbesondere die Raumordnung, weil diese starken Einfluss auf die Alltagswege der Menschen hat. Betont wird die Fortführung des neuen Landesentwicklungsprogramms mit dem Fokus auf Ortskernstärkung: „Maßnahmen hierfür sind unter anderem die Festlegung der Hauptsiedlungsbereiche und deren Nebenzentren. Bei diesen raumordnungsfachlich bevorzugten Lagen wollen wir Verfahrensbeschleunigungen in der Flächenwidmung.“

Landwirtschaft und Regionalität Kritik an EU-Biodiversitätsvorgaben

In Kapitel 10 werden „Landwirtschaft und Regionalität“ zusammengesehen. Die heimische Landwirtschaft soll in ihrer Wettbewerbsfähigkeit weiter gestärkt werden, ein Beitrag dazu wird in der Energiebereitstellung gesehen: „Die Landwirtschaft soll noch stärker als bisher zur Erreichung der Ausbauziele der erneuerbaren Energie beitragen und davon auch profitieren.“

Eher defensiv sind die Ankündigungen zum Bereich Biolandwirtschaft: „Wir bekennen uns zur Vorreiterrolle einer ökologisch und regional ausgerichteten
Landwirtschaft. Biolandbau und Gentechnikfreiheit sind insofern abzusichern, dass überschießende und in der Praxis nicht umsetzbare Vorschriften weitestgehend vermieden werden.“ Abgelehnt wird der EU-Verordnungsentwurf zur Wiederherstellung der Natur: „Die Landesregierung setzt sich daher intensiv auf allen Ebenen gegen die Umsetzung des aktuell vorliegenden Vorhabens und den damit verbundenen Einschränkungen für die Land- und Forstwirtschaft ein.“ Dazu passen auch Warnungen vor EU-Maßnahmen im Bereich Jagd: „Zunehmend gerät insbesondere die Jagd ins
Spannungsfeld europarechtlicher Bestimmungen des Natur- und Artenschutzes. Die Jagd ist jedoch ein besonders lebensnaher Bereich, der starke regionale Unterschiede aufweist und daher effizientes und möglichst rasches Handeln, sowie die Bereitstellung von Lösungen vor Ort verlangt.“

Kapitel 10.3. widmet sich der Sicherung der Wasserversorgung. Darin heißt es: „Wir bekennen uns zur Notwendigkeit, dass die öffentliche Wasserversorgung im Einflussbereich der öffentlichen Hand bleiben muss. Zur Unterstützung und nachhaltigen Sicherung der bestehenden Organisationsstruktur der Trinkwasserversorgung wird der Dachverband der Salzburger Wasserversorger und der Dachverband Salzburger Abwasser mit entsprechenden personellen und finanziellen Ressourcen ausgestattet.“

Hoher Lebensstandard und Wettbewerbsfähigkeit als Ziele

Kapitel 5 widmet sich der Wirtschaft sowie dem Tourismus. Einleitend wird betont, dass der hohe Lebensstandard in Salzburg und die Wettbewerbsfähigkeit der Salzburger Wirtschaft zentrale Ziele der Regierungspolitik sein werden: „Salzburg zählt seit vielen Jahren zu den wirtschaftlich stärksten und innovativsten Regionen Europas. Eine hohe Kaufkraft, niedrige Arbeitslosenzahlen und ein hoher Lebensstandard
zeichnen unser Bundesland aus. Diese Spitzenposition wollen wir in den nächsten Jahren weiter ausbauen. Dabei soll eine besonders unternehmerfreundliche Politik und Verwaltung, die immer auch die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Blick hat, zur wirtschaftlichen
Dynamik wesentlich beitragen.“ Mögliche Zielkonflikte zwischen der weiteren Steigerung des Lebensstandards sowie einer nachhaltigen Entwicklung werden nicht gesehen.

In Bezug auf Wirtschaftsförderung heißt es: „Wir beabsichtigen unsere bisherigen Förderaktionen, wie jene mit Schwerpunkt Innovation und Technologie sowie die Startup-Förderung zu überarbeiten, um die Wettbewerbsfähigkeit und Krisensicherheit der Salzburger Wirtschaft weiter zu stärken. Das Wachstumsprogramm für Kleinbetriebe wird fortgeführt und laufend an die aktuellen Anforderungen angepasst.“ Förderungen zur Steigerung der Energieeffizienz sowie zum Umstieg auf Erneuerbare Energien werden mit der Verteuerung der Energie argumentiert, das Wachstumsdenken bleibt aber aufrecht. Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft werden ebenfalls nur im Zusammenhang mit Förderungen erwähnt: „Die Salzburger Unternehmen, die großteils familiengeführt und ein wichtiger Faktor für den Standort sind, unterstützen wir auch in Zukunft, etwa durch zielgerichtete Förderungen in den Bereichen Innovation, Nachhaltigkeit, Versorgungssicherheit, Digitalisierung und Kreislaufwirtschaft.“

Resümee: Der grundlegende Paradigmenwechsel bleibt ausgespart

Das Regierungsübereinkommen enthält sinnvolle Ansätze im Bereich des Ausbaus der Erneuerbaren Energie, der Gebäudesanierung sowie der Förderung des Öffentlichen Verkehrs und der Radinfrastruktur. Die bisherigen Klimaziele des Landes werden offensichtlich weiter verfolgt. Auffallend ist aber, dass in der Präambel zwar Themen wie die Aufarbeitung von Corona, der Ukrainekrieg sowie die Teuerungen genannt werden, mit keinem Wort aber die Klimakrise aufscheint. Argumentiert wird vor allem mit der Förderung von Energieautonomie, der Begriff Klimaneutralität wird offensichtlich vermieden.

Energieeffizienz wird angesprochen und Energieberatung betont, eine Verbrauchsreduktion im Kontext nachhaltiger Konsum- und Mobilitätsstile jedoch nicht angesprochen. Betont wird die weitere Steigerung des Lebensstandards sowie der Wettbewerbsfähigkeit der Salzburger Wirtschaft. Zielkonflikte mit einer nachhaltigen Entwicklung werden nicht gesehen beziehungsweise ausgeblendet. Die Frage nach der Notwendigkeit einer drastischen  Reduzierung des Ressourcen- und Energieverbrauchs wird nicht gestellt. Die Erreichung der Klimaziele bleibt daher fraglich. (Hans Holzinger, Experte für Nachhaltigkeit und neue Wohlstandsmodelle, S4F Salzburg)

Dr. Haslauer antwortet Scientists for Future – Nun folgt Analyse des Koalitionsübereinkommens

Ein offener Brief von Scientists for Future Salzburg fordert von der neuen Landesregierung die „uneingeschränkte Anerkennung des menschengemachten Klimawandels“, ein „starkes, kompetent und verantwortungsvoll geleitetes Klima- und Energieressort“, als Mindestverpflichtung die bisherigen Klimaschutzziele des Landes (Masterplan 2030, Energie- + Klimastrategie 2050) sowie den Erhalt der Landesumweltanwaltschaft, „um die Biodiversitätsstrategie 2030 der EU zügig, kompetent und gleichrangig mit den Klimazielen umsetzen zu können.“ Der Brief wurde mittlerweile von knapp 240 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in Salzburg unterzeichnet.

In seiner Antwort versicherte Dr. Haslauer, dass das Thema Klimaschutz „selbstverständlich ein wichtiger Bestandteil des kommenden Koalitionsvertrags“ sein werde. „Der Erhalt der weitgehend intakten Naturräume Salzburgs für kommende Generationen und eine nachhaltige Wirtschafts- und Lebensweise“ sei dieser Landesregierung ein wichtiges Anliegen. Die Reduktion der Abhängigkeit in Energieversorgung von fossilen Brennstoffen und der Umstieg auf regionale, heimische und nachhaltige Energieträger werde dabei weiterhin mit Hochdruck verfolgt.

Univ. Prof. Andreas Tribsch von den S4F versicherte im Namen aller Unterzeichnenden, dass die Klimapolitik der neuen Landesregierung genau beobachtet werde: „Wir werden auch den Koalitionsvertrag genau studieren, mit unseren Forderungen im Offenen Brief abwägen, und die Scientists for Future werden gerne wieder eine Rückmeldung geben.“

Der Briefwechsel im Wortlaut

„Für eine wirksame Klimapolitik “ – Offener Brief der Scientists for Future Salzburg zu den Koalitionsverhandlungen – unterzeichnet von über 230 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Salzburg

Über 230 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus unterschiedlichen Fachbereichen der Universität, des Mozarteum , der Fachhochschule Salzburg u.a. haben einen Offenen Brief der Scientists for Future zu den Koalitionsverhandlungen für eine wirksame Klimapolitik unterzeichnet.

Gefordert wird darin die „uneingeschränkte Anerkennung des menschengemachten Klimawandels, dessen besonders gravierenden Auswirkungen auf den Alpenraum und die daraus erwachsende große Verantwortung der nächsten Landesregierung, erhebliche Schritte gegen den Klimawandel zu unternehmen und Salzburg schnellstmöglich klimaneutral zu machen.“ Ein „starkes, kompetent und verantwortungsvoll geleitetes Klima- und Energieressort“ müsse die Ergebnisse der Klimaforschung ernst nehmen und Salzburgs Beitrag zu den internationalen Klima-Verpflichtungen umsetzen.

Im Detail wird gefordert: Mindestens die Bestätigung der Ziele und verstärkte praktische Umsetzung des Masterplanes Klima+Energie 2030, insbesondere: (a) rascher Ausbau der Windenergie auf mind. 250 GWh und Photovoltaik auf mind. 500 GWh bei geringstmöglichem Biodiversitätsverlust; (b) Landeskompetenzen nutzen, um den Ausbau der Elektromobilität voranzutreiben; (c) Austausch von Heizanlagen mit fossilen Brennstoffen; (d) Schließung der „Lücke“ von 331kt CO2eq aus dem letzten Masterplan. Die Beibehaltung der Landesumweltanwaltschaft wird ebenso verlangt, „um die Biodiversitätsstrategie 2030 der EU zügig, kompetent und gleichrangig mit den Klimazielen umsetzen zu können.“

„Wir appellieren an die nächste Landesregierung, ihre Verantwortung auch für zukünftige Generationen von SalzburgerInnen anzuerkennen und den Klima- und Biodiversitätsschutz maximal ernst zu nehmen“, so die InitiatorInnen des Offenen Briefes.

Der Offene Brief wurde am 15. Mai 2023 an Dr. Haslauer und Frau Svazek übermittelt. Es gelangen aber noch immer Unterstützungserklärungen ein.
Der Text sowie die Liste der Unterzeichnenden sind hier zu finden.

Mögliche Konfliktfelder sind verbindliche Klimaziele, Windenergie, Förderung von E-Mobilität und ÖV-Tickets sowie der Erhalt von Naturschutzgebieten und die Anerkennung der Biodiversitätsstrategie.

Eine Parteienbefragung von S4F vor der Wahl ergab potenzielle Konfliktfelder zwischen den Positionen von ÖVP und FPÖ. Etwa hinsichtlich Anerkennung der Klimaziele. Die ÖVP steht zur Klima- und Energiestrategie 2050 , die Klimaneutralität bis 2050 mit Zwischenzielen für 2030 und 2040 vorsieht, und sieht darin „eine große Herausforderung, die wir alle gemeinsam meistern wollen.“ Für die FPÖ  sind die aufgestellten Teilziele des Landes Salzburg „unrealistisch und werden aufgrund dessen ohnehin regelmäßig verfehlt.“ Die 100%ige Klimaneutralität sei „eine populistische Ansage, die sich nicht umsetzen lässt.“

Spießen könnte es sich auch bei Ausbau der Windenergie. Die ÖVP steht zum Masterplan 2030, der den Ausbau der Windenergie auf mind. 250 GWh und Photovoltaik auf mind. 500 GWh enthält. „Der Masterplan Klima- und Energie 2030 wurde unter der Führung von Landeshauptmann Wilfried Haslauer erarbeitet und nimmt eine zentrale Position für die Erreichung unserer Klimaziele und den Klimaschutz ein“ , heißt es in der Antwort. Anders die FPÖ: „Wir Freiheitliche stehen Windkraftprojekten in Salzburg kritisch gegenüber, denn im Gegensatz zum Osten Österreichs ist Salzburg kein Windkraftland und die Windverhältnisse in unserem alpinen Bereich auch nicht derart prädestiniert, wie das im Osten der Fall ist.“

Hinsichtlich Förderung der ÖV-Tickets steht die ÖVP zur bisherigen Praxis: „Die Salzburger Volkspartei unterstützt einen günstigen Öffi-Tarif und die Landesregierung hat unter der Ressortführung von Landesrat Stefan Schnöll deshalb österreichweit das günstigste Jahresticket für das gesamte Bundesland eingeführt.“ Die FPÖ äußerte sich skeptisch: „Ohne optimale Taktung – vor allem zu den Tagesrandzeiten – wird niemand auf das Auto verzichten. Die Landesregierung hat dementsprechend das Pferd von hinten aufgezäumt und zuerst Millionensubventionen für die Fahrkarten ausgegeben, aber nicht für ausreichendes Angebot gesorgt.“

Unterschiede gab es auch hinsichtlich der Förderung von E-Mobilität. „Die Salzburger Volkspartei setzt sich weiterhin dafür ein, dass es E-Mobilitätsförderungen für Betriebe und Privatpersonen gibt – österreichweit stehen 2023 95 Mio. Euro für die E-Mobilitätsoffensive zur Verfügung“, heißt es seitens der ÖVP, die auch den Ausbau „öffentlicher Ladepunkte für E-Autos und eine flächendeckende Infrastruktur“ fordert. Die FPÖ ist hingegen der Meinung, dass „die E-Mobilität nicht der Weisheit letzter Schluss sein kann und es Technologien geben wird, die E-Autos künftig wiederum ablösen werden.“ Unter anderem deshalb streben die FPÖ auch die im Masterplan 2030 Zielmarke von 83.000 E-Autos bis 2030 nicht an.

Spießen könnte es sich auch im Bereich Biodiversität. Die ÖVP verweist in ihrer Antwort auf Salzburgs Nationalparks, den Ankauf der Antheringer Au sowie Initiativen wie „Streuobst als Naturschutzprojekt“ oder „Natur in Salzburg“. Dann heißt es: „Diese Flächen sind für den Erhalt und die Stärkung der Biodiversität in unserem Land unerlässlich und es gilt, dies für zukünftige Generationen zu erhalten.“ Die FPÖ meint hingegen: „Die Pläne der Europäischen Biodiversitätsstrategie und den Green Deal lehnen wir Freiheitliche ab. Wir stehen zu dem Prinzip ´Schutz durch Nutzung´“.

PRESSE

Der Standard 14.5.2023 ÖVP-FPÖ-Verhandlungen in Salzburg schreiten voran
Mit Bericht vom Offenen Brief der Scientists for Future

Salzburger Nachrichten 12.5.2023 Gastkommentar eines S4F-Mitglieds

Salzburger Nachrichten 10.5.2023 Wissenschafter formulieren „absolute Untergrenze“ für Schwarz-Blau


Salzburger Nachrichten 11.5.2023

Polarisierung und gesellschaftlicher Zusammenhalt – Tagung des Friedensbüros Salzburg 14.-16. 6.

PLATTFORM ZIVILGESELLSCHAFT SALZBURG

Pandemie, Ukraine-Krieg, Migration, Klimawandel. Die Krisen unserer Zeit polarisieren. Meinungen und Positionen verhärten sich an den „Polen“ der jeweiligen Spektren. Zwischentöne und Schattierungen werden weniger wahrgenommen, und es wird zunehmend schwieriger, über die Grenzen hinweg im Gespräch zu bleiben.

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