
Wie kann man als Team eine erfolgreiche Strategie entwickeln, um sozialen Wandel voranzutreiben? Wie setzt man Kampagnen richtig auf, um mediale Wirksamkeit zu erzielen? Und: Wie gelingt erfolgreiche Mobilisierung? Diese Fragen bearbeitet die Klimaaktivistin und Organisationsberaterin Payal Parekh aus Bern mit Gruppen, die etwas ändern wollen. In einem vom Arbeitskreis „Klima & Nachhaltigkeit“ des Salzburger Bildungswerks gemeinsam mit Südwind Salzburg, dem Friedensbüro und den Scientists for Future organisierten Workshop mit der Expertin für Organizing ging es speziell darum, wie wir die eigene Bubble verlassen und neue Mitwirkende gewinnen können.
Kurz zur Person der Referentin
Payal Parekh absolvierte ein Studium am renommierten MIT in den USA mit einer Dissertation zu Klimamodellen, hängte 2008 ihre Karriere als Klimawissenschaftlerin jedoch an den Nagel, um ihr Leben dem Klima-Aktivismus zu widmen. Sie hat Kampagnen in zahlreichen Ländern entwickelt, zu ihren Auftraggebern zählen globale Organisationen und verschiedene Graßwurzelbewegungen von Indien bis in die Schweiz. Sie lebt heute in Bern.
Wen sollen wir prioritär ansprechen – die Rolle von Zielgruppen
Im ersten Teil des Workshop ging es um die Adressierung der richtigen Zielgruppen. Parekh stellte dazu ein Modell mit fünf Gruppen vor: Verbündete, passive Verbündete, Neutrale, passive Gegner und aktive Gegner. In der Regel würden wir uns zusammentun mit Menschen oder Gruppen, die unsere Ziele und Anliegen aktiv teilen, also den Verbündeten, um gegen unsere aktiven Gegner zu protestieren und diese mit unseren Anliegen zu adressieren. Nicht selten würden diese dämonisiert, die Kritik pralle aber ab. Der Protest könne leicht verpuffen, solange wir nicht Menschen und Organisationen der anderen Zielgruppen für uns gewinnen, so Parekh. Sinnvoll sei es daher, diese anderen Gruppen gezielt anzusprechen. Dadurch würde nicht nur die Bewegung breiter aufgestellt, sondern es steige auch die Chance, dass Menschen aus der unseren Anliegen jeweils weiter entfernten Gruppe erreicht würden, da es hier eher Kontakte und Kommunikationskanäle gäbe.

Wie kann richtige Kommunikation gelingen – drei Schritte
Im zweiten Teil des Workshops wurde dazu gearbeitet, wie die Kommunikation unserer Anliegen gelingen könne. Die Referentin schlug hierfür drei Schritte vor: In der Benennung der Probleme (Schritt 1) gehe es darum, das Gegenüber auch emotional zu erreichen, was die Herstellung einer persönlichen Betroffenheit erfordere. Wichtg sei, auch Lösungen zu präsentieren, die Hoffnung geben (Schritt 2). Danach müsse eine Brücke zu eigenen Handlungsmöglichkeiten geschaffen werden (Schritt 3). Diese Schritte sollen sich nicht auf persönliche Verhaltensänderungen etwa für mehr Klimaschutz beschränken, sondern eine Einladung zu gemeinsamem Handeln enthalten. Aktionsvorschläge müssen jedoch möglichst konkret sein und an die Handlungsmöglichkeiten der Ziegruppe bzw. Person anschließen.
Parekh brachte dazu zwei Beispiele:
Landwirt:innen könne man ansprechen mit der zunehmenden Trockenheit, die zu verstärkten Ernteausfällen führt. Die Lösung bestehe darin, dass Landwirt:innen die Notwnedigkeit von Anpassungsmaßnahmen erkennen. Als Aktion könnte die Einladung zu einem Treffen ausgesprochen werden, bei dem die Betroffenen ihre Erfahrungen einbringen.
Schisport-Begeisterte könnten mit dem Rückgang der Schneetage durch die Klimaerwärmung emotional angesprochen werden. Ein Teil der Lösung könnte sein, dass Bergsportler:innen bewußt mit dem Öffentlichen BVerkehr anreisen und Vereine dafür Angebote setzen. Als beispielhaftes Handlungsangebot nannte Parekh die Aufforderung, für das in Diskusison stehende Klimaschutzgesetz zu stimmen.
1:1-Gespräche – was hier zu beachten ist
Anhand eines Rollenspiels wurden schließlich Tipps für die Durchführung eines 1:1-Gesprächs vorgestellt. Wichtig dabei sei, nicht gleich mit der Tür ins Haus zu fallen, sondern zunächst eine Beziehung zum Gegenüber anzubahnen („Wer bist du?“ „Warum bist du hier?“, „Was bewegt dich?“), und dann erst zum Problem sowie dem angebotenen Lösungsvorschlag („Plan“) überzugehen. Man solle auch die Dringlichkeit des Anliegens hervorkehren und die Einladung zu einer ganz konkreten Aktion aussprechen. Dabei sei es auch sinnvoll, mögliche Ängste in Bezug auf die Aktion zu thematisieren.

Zudem wies Parehk auf die sogenannte Obama-Methode hin: Die „Obama-Methode“ (oder „Public Narrative“), die von Professor Marshall Ganz an der Harvard Universität gelehrt wird, ist eine Technik für überzeugende Vorträge, Reden und Präsentationen. Sie erfordert die Verbindung von genau drei Storys, um Menschen in Bewegung zu bringen: Story of Self, Story of Us und Story of Now.
Resümee: Gelungene Verbindung von Theorie und Praxis
Der Workshop bot aufschlussreiche Anregungen, die mit den 12 Teilnehmenden aus unterschiedlichen Bereichen auch praktisch erprobt werden konnten. In drei Gruppen definierten wir zu den Themen „Armut“, „Aufrüstung“ und „Klima“ jeweils Zielgruppen und ordneten diese den beschriebenen Sektoren zu. Zum Thema „Zielgruppenspezifische Kommunikation“ wählten alle Teilnehmenden eine fiktive Person aus einer der Zielgruppen und entwickelten dazu einen Gesprächsfaden nach dem Dreischritt vom Problem über die Lösung hin zu einer konkreten Aktion. Die Entwürfe wurden mit dem Sitznachbar ausgetauscht.
Der Workshop hat auch mich in meiner Arbeit bestätigt. Denn aus der Transformationsforschung ist bekannt, dass es wenig Sinn macht, sich mit jenen aufzureiben, die die größten Widerstände haben, sondern dass jene geworben werden sollen, die offen für die eigenen Anliegen sind. Dabei helfen auch Milieustudien, in denen etwa Gruppen, die offen sind für konsumreduzierte Lebensstile, unterschieden werden von jenen, die eher mit technologischen Lösungen angesprochen werden kännen. Auch in der Klimakommunikation werden insbesondere Erzählungen und Geschichten betont, die Menschen auch emotional ansprechen.
Der Workshop setzte de Schlusspunkt zu den Global ConnAct Hochschulwochen von Südwind und Universität Salzburg. Danke, dass wir Teil davon sein durften! Und herzlichen Dank auch an Anna Steger für die köstlichen Weihnachsbäckereien!

Die Referentin Payal Parekh (2. v. r.) mit den Partnern und zwei Teilnehmerinnen der Veranstaltung (v. r n. l.): Barbara Sieberth (Friedensbüro Salzburg), Hedy Spauner (Sichtbar Werden – Armutskonferenz), Anna Steger (Verein SOL), Paul Yednekachew Reichl (Südwind Salzburg – Praktikant), Alexander Glas (Salzburger Bildungswerk – Gemeindeentwicklung), Hans Holzinger (Leiter des AK Klima & Nachhaltigkeit des Salzburger Bildungswerks, Scientists for Future).

Bericht und Fotos: Hans Holzinger