
Das neue räumliche Entwicklungskonzept (REK) der Stadt Salzburg sieht die Schaffung von mehr Flächen für Wohnraum vor, um der Wohnungsnot entgegenzuwirken. Neben Wohnraumverdichtung und der Umwidmung von Gewerbeflächen wird auch eine Umwidmungskategorie „mögliches neues Bauland“ (Typ 2) ausgewiesen: Flächen, die aktuell als Grünland gewidmet und dementsprechend unbebaut sind. Dieser Typ beinhaltet Flächen der Grünland-Kategorie „Sonstige Flächen“, sogenannte „Ergänzungsflächen“ gem. REK 2007 sowie potentielle „Tauschflächen“ (zit. nach REK 2025).
Als Begründung wird im REK angeführt:
„Durch diesen einmaligen Tauschvorgang kann sichergestellt werden, dass – aufgrund einer hohen Mobilisierungsrate der quantifizierte Baulandbedarf, insbesondere der für leistbares Wohnen, über den gesamten Planungszeitraum von 25 Jahren gedeckt werden kann (siehe Typ 2 im REKEntwicklungsplan). – mit den hoheitsrechtlichen Verordnungsinstrumenten (insbesondere erstmalige Baulandwidmung samt Neuaufstellung eines Bebauungsplans der Grundstufe) in Verbindung mit der Ermächtigung zu privatwirtschaftlichen Maßnahmen effiziente Steuerungs- und Sicherungsmittel zur Durchsetzung der Planungsabsicht gegeben sind.“ (Siehe dazu auch das Interview von S4F mit Planungsstadträtin Anna Schiester)
Beim letzten Jour Fixe haben die Scientists for Future Salzburg die Thematik diskutiert und vereinbart, eine öffentliche Stellungnahme abzugeben:
Naturnahes und leistbartes Wohnen für alle
Salzburg ist ein „Wohnungsmarkt der Extreme“ mit einem außergewöhnlich hohen Preisniveau. Dieses liegt oberhalb der meisten Metropolen wie Wien, Berlin oder Köln. Nur München ist noch teurer. Das zeigt u.a. eine Studie des Berliner Forschungsinstituts Empirica AG im Auftrag des Landes Salzburg.
Mit dem neuen räumlichen Entwicklungskonzept (REK) der Stadt Salzburg, das am 22. Oktober 2025 zur öffentlichen Auflage beschlossen wurde, sollen Flächen für neuen Wohnraum erschlossen werden. Als Zielwert sind 12.000 neue Wohnungen bis 2040 festgeschrieben. Hierfür ist u. a. ein Tausch zwischen derzeit als Grünland deklarierten Flächen und anderen Flächen vorgesehen – betroffen sind 1 Prozent der Grünlanddeklaration. Schlecht für Verbauung zugängliche Flächen würden ‚Neu-Grünland‘, das Potential für den Wohnbau würde steigen. Seitens von Anrainern und Anrainerinnen von Tauschflächen gibt es nun Proteste gegen diese Umwidmungen, aber auch seitens der angrenzenden Gemeinden Anif und Grödig, die ein verstärktes Verkehrsaufkommen befürchten.
Um die Wohnungskrise der Stadt Salzburg zu lösen, braucht es eine Verdichtung bestehender Flächen, die Nutzung des Leerstands, aber auch den Bau neuer Wohnungen. Die Stadteile im Salzburger Süden weisen mit Abstand die meisten Grünflächen auf. Sie sind also in Bezug auf naturnahes Wohnen gegenüber den sehr dicht verbauten Stadtteilen im Norden wie Lehen oder Liefering stark im Vorteil, auch inBezug auf die Diskussionslautstärke. Aus der Sicht sozialer Fairness unterstützen wird daher die geplanten Flächentausche. Am Beispiel der neuen Zielgebiete Alpenstraße und Aigen Süd: Berücksichtigt man den Ausbau von Red Bull in Elsbethen, die öffentliche Verkehrsanbindung mit Bus und Bahn (Salzburg Süd), das bereits bestehende Nahversorgungsangebot, die nahräumliche Freizeitqualität, etc., dann machen die beiden südlichen Zielgebiete Sinn. Und: Neuer Wohnraum ist immer mit einem Mobilitätsbedarf verbunden. Aufgabe einer zukunftsweisenden Mobilitätspolitik ist es aber, diesen Bedarf möglichst stark mit dem Umweltverbund, also dem Öffentlichen Verkehr und dem Fahrrad, abzuwickeln.
Univ. Prof. Jens Blechert
Univ. Prof. Andreas Koch
Mag. Hans Holzinger
Scientists for Future Salzburg
5020 Salzburg