„Kein Interesse an Klima-Beitrag?“ titelt Mag. Peter Braun seine Kritik auf unsere Stellungnahme zum Räumlichen Entwicklungskonzept der Stadt Salzburg, kurz REK, in dem er den Scientists for Future Unwissenschaftlichkeit vorwirft, da das REK von falschen Bevölkerungsprognosen ausgehe. Zudem würden wir weiterer Verbauung von Flächen das Wort reden und Bürgerbeteiligung missachten (Leserbrief SN 13.12.2025). Das kann nicht unwidersprochen bleiben.
Weiterlesen „Ergänzung der S4F zum Räumlichen Entwicklungskonzept: Debatte ja, aber bitte sachlich“Kategorie: Scientists for Future
„Unsere Anliegen richtig kommunizieren und jene ansprechen, die offen dafür sind“ – Aufschlussreicher Workshop mit Payal Parekh

Wie kann man als Team eine erfolgreiche Strategie entwickeln, um sozialen Wandel voranzutreiben? Wie setzt man Kampagnen richtig auf, um mediale Wirksamkeit zu erzielen? Und: Wie gelingt erfolgreiche Mobilisierung? Diese Fragen bearbeitet die Klimaaktivistin und Organisationsberaterin Payal Parekh aus Bern mit Gruppen, die etwas ändern wollen. In einem vom Arbeitskreis „Klima & Nachhaltigkeit“ des Salzburger Bildungswerks gemeinsam mit Südwind Salzburg, dem Friedensbüro und den Scientists for Future organisierten Workshop mit der Expertin für Organizing ging es speziell darum, wie wir die eigene Bubble verlassen und neue Mitwirkende gewinnen können.
Weiterlesen „„Unsere Anliegen richtig kommunizieren und jene ansprechen, die offen dafür sind“ – Aufschlussreicher Workshop mit Payal Parekh“Stellungnahme der Scientists for Future zum neuen räumlichen Entwicklungskonzept der Stadt Salzburg

Das neue räumliche Entwicklungskonzept (REK) der Stadt Salzburg sieht die Schaffung von mehr Flächen für Wohnraum vor, um der Wohnungsnot entgegenzuwirken. Neben Wohnraumverdichtung und der Umwidmung von Gewerbeflächen wird auch eine Umwidmungskategorie „mögliches neues Bauland“ (Typ 2) ausgewiesen: Flächen, die aktuell als Grünland gewidmet und dementsprechend unbebaut sind. Dieser Typ beinhaltet Flächen der Grünland-Kategorie „Sonstige Flächen“, sogenannte „Ergänzungsflächen“ gem. REK 2007 sowie potentielle „Tauschflächen“ (zit. nach REK 2025).
Als Begründung wird im REK angeführt:
„Durch diesen einmaligen Tauschvorgang kann sichergestellt werden, dass – aufgrund einer hohen Mobilisierungsrate der quantifizierte Baulandbedarf, insbesondere der für leistbares Wohnen, über den gesamten Planungszeitraum von 25 Jahren gedeckt werden kann (siehe Typ 2 im REKEntwicklungsplan). – mit den hoheitsrechtlichen Verordnungsinstrumenten (insbesondere erstmalige Baulandwidmung samt Neuaufstellung eines Bebauungsplans der Grundstufe) in Verbindung mit der Ermächtigung zu privatwirtschaftlichen Maßnahmen effiziente Steuerungs- und Sicherungsmittel zur Durchsetzung der Planungsabsicht gegeben sind.“ (Siehe dazu auch das Interview von S4F mit Planungsstadträtin Anna Schiester)
Beim letzten Jour Fixe haben die Scientists for Future Salzburg die Thematik diskutiert und vereinbart, eine öffentliche Stellungnahme abzugeben:
Naturnahes und leistbartes Wohnen für alle
Salzburg ist ein „Wohnungsmarkt der Extreme“ mit einem außergewöhnlich hohen Preisniveau. Dieses liegt oberhalb der meisten Metropolen wie Wien, Berlin oder Köln. Nur München ist noch teurer. Das zeigt u.a. eine Studie des Berliner Forschungsinstituts Empirica AG im Auftrag des Landes Salzburg.
Mit dem neuen räumlichen Entwicklungskonzept (REK) der Stadt Salzburg, das am 22. Oktober 2025 zur öffentlichen Auflage beschlossen wurde, sollen Flächen für neuen Wohnraum erschlossen werden. Als Zielwert sind 12.000 neue Wohnungen bis 2040 festgeschrieben. Hierfür ist u. a. ein Tausch zwischen derzeit als Grünland deklarierten Flächen und anderen Flächen vorgesehen – betroffen sind 1 Prozent der Grünlanddeklaration. Schlecht für Verbauung zugängliche Flächen würden ‚Neu-Grünland‘, das Potential für den Wohnbau würde steigen. Seitens von Anrainern und Anrainerinnen von Tauschflächen gibt es nun Proteste gegen diese Umwidmungen, aber auch seitens der angrenzenden Gemeinden Anif und Grödig, die ein verstärktes Verkehrsaufkommen befürchten.
Um die Wohnungskrise der Stadt Salzburg zu lösen, braucht es eine Verdichtung bestehender Flächen, die Nutzung des Leerstands, aber auch den Bau neuer Wohnungen. Die Stadteile im Salzburger Süden weisen mit Abstand die meisten Grünflächen auf. Sie sind also in Bezug auf naturnahes Wohnen gegenüber den sehr dicht verbauten Stadtteilen im Norden wie Lehen oder Liefering stark im Vorteil, auch inBezug auf die Diskussionslautstärke. Aus der Sicht sozialer Fairness unterstützen wird daher die geplanten Flächentausche. Am Beispiel der neuen Zielgebiete Alpenstraße und Aigen Süd: Berücksichtigt man den Ausbau von Red Bull in Elsbethen, die öffentliche Verkehrsanbindung mit Bus und Bahn (Salzburg Süd), das bereits bestehende Nahversorgungsangebot, die nahräumliche Freizeitqualität, etc., dann machen die beiden südlichen Zielgebiete Sinn. Und: Neuer Wohnraum ist immer mit einem Mobilitätsbedarf verbunden. Aufgabe einer zukunftsweisenden Mobilitätspolitik ist es aber, diesen Bedarf möglichst stark mit dem Umweltverbund, also dem Öffentlichen Verkehr und dem Fahrrad, abzuwickeln.
Univ. Prof. Jens Blechert
Univ. Prof. Andreas Koch
Mag. Hans Holzinger
Scientists for Future Salzburg
5020 Salzburg
Das neue räumliche Entwicklungskonzept der Stadt Salzburg – drei Fragen an Planungsstadträtin Anna Schiester

Salzburg zählt zu den Städten mit den höchsten Wohnungspreisen. Das neue räumliche Entwicklungskonzept (REK) der Stadt Salzburg sieht nun die Schaffung von mehr Flächen für Wohnraum vor, um der Wohnungsnot entgegenzuwirken. Neben Wohnraumverdichtung und der Umwidmung von Gewerbeflächen sind Flächentausche zwischen bisher als Grünland gewidmeten Arealen und anderen Flächen Teil des Programms. Dies hat zu Protesten der betroffenen Anrainer:innen geführt. Die Schientists for Future Salzburg haben der zuständigen Planungsstadträtin Anna Schiester drei Fragen gestellt, um zur Versachlichung der Debatte beizutragen. Zudem haben sie eine öffentliche Stellungnahme zum Thema abgegeben.
1) Um welche und wie viele Flächen im Salzburger Süden handelt es sich beim diskutierten Flächentausch?
Im REK-Entwurf sind mehrere Bereiche im gesamten Stadtgebiet als „potenzielle Tauschflächen“ ausgewiesen – darunter auch einige im Süden. Dazu zählen Flächen entlang der Apothekerstraße / Heffterhof, Teile des Erdbeerlands (wobei dort bereits im REK 2007 Baulandpotenziale bestanden), ein Bereich entlang der Aignerstraße sowie eine kleinere Fläche in der Redtenpacherstraße. Weitere potenzielle Suchräume liegen in Mayrwies, an der Moosstraße, in Maxglan und in Morzg.
In Summe umfasst diese Kategorie im REK-Entwurf rund 35 Hektar potenziell geeigneter Flächen.
Wichtig ist:
Alle Flächen, die im Rahmen eines Flächentauschs eingebracht werden, müssen qualitativ und quantitativ gleichwertig sein. Die vorgeschlagenen Einbringungsflächen sind meist kleinere, ungünstig gelegene Baulandreste in schwächer erschlossenen Lagen, die nur sehr ineffizient bebaut werden könnten. Durch eine geordnete Entwicklung der Tauschflächen entstehen hingegen rund 20 % öffentliche Grünflächen, sofern die Herausnahmeflächen tatsächlich einer Widmung zugeführt werden. Auf den Baulandflächen selbst kann verdichteter, bodensparender Wohnbau entstehen – eine Voraussetzung für kompakte und leistbare Stadtentwicklung. Für den Bereich des Arbeitens und Wirtschaftens schlagen wir ebenfalls eine flächeneffiziente Strategie vor.
Aktuell stehen 99 % der Grünlanddeklaration überhaupt nicht zur Diskussion; 1% soll getauscht werden. Insgesamt soll die Deklaration weiterhin 3.600 Hektar umfassen und könnte nach heutigem Stand durch Sicherungen sogar noch größer werden (u.a. In Stadtteilen, die heute wenig Grün ausweisen)
Insgesamt ist es der engagierte Versuch, aktive Bodenpolitik (gegen die Hortung von Bauland), Bodenschutz, leistbares Wohnen (soziale Gerechtigkeit) und Klimaschutz (ein breiter Fokus im REK) zusammen zu denken und ein Einklang zu bringen
2) Was ist die Begründung für den Flächentausch?
Der Flächentausch ist ein Instrument, um
• den hohen Bedarf an leistbarem Wohnraum in der Stadt zu decken,
• gleichzeitig den Gesamtumfang des geschützten Grünlands zu erhalten,
• und zusätzlichen Bodenverbrauch zu vermeiden.
In einem Satz:
Ein Flächentausch ermöglicht begrenzte neue Wohnbauflächen, ohne netto zusätzliches Grünland zu verbrauchen – weil an anderer Stelle mindestens gleich viel Grünland dauerhaft gesichert wird, das heute baulich nutzbar wäre. Es handelt sich also um einen „Nullsummen-Mechanismus“.
3) Stehen Nachverdichtung und Leerstandsaktivierung ohnehin im Programm?
Ja, selbstverständlich. Das ist der FOKUS des REK.
Der klare Schwerpunkt liegt auf Innenentwicklung: 70 % des künftigen Wohnungsbedarfs sollen durch Maßnahmen im Bestand gedeckt werden – durch Nachverdichtung, Leerstandsaktivierung und die Transformation bestehender Gewerbeflächen (etwa in Schallmoos, entlang der Alpenstraße oder anderen Entwicklungsachsen).
Foto: Anna Schiester © Stadt Salzburg/Nico Zuparic
„Wirtschaft im Kontext ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit“ – eine Analyse österreichischer Schulbücher

Wie wird Wirtschaft im Kontext aktueller sozialer Herausforderungen und angesichts planetarer Grenzen in österreichischen Schulbüchern dargestellt? Dieser Frage ging der Wirtschafts- und Sozialgeograf Hans Holzinger in einer soeben erschienenen umfangreichen Studie nach. Die Themenfelder reichen von der Darstellung von Bedürfnissen und dem Ziel von Wirtschaften über die Messung von Wohlstand und Lebensqualität bis hin zu den Herausforderungen durch ökologische Krisen, die zunehmende soziale Ungleichheit und den Grenzen des Wachstums in einer endlichen Welt.
Weiterlesen „„Wirtschaft im Kontext ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit“ – eine Analyse österreichischer Schulbücher“Mobilisieren für den sozialen Wandel – Workshop am 5.12. im SBW

Referentin: Payal Parekh, Organisationsberaterin, Bern/Indien
Ort: Salzburger Bildungswerk, Strubergasse 18, 2. St., Vortragsraum
Termin: Fr. 5.12.2025, 16-19 Uhr
Wie kann man als Team eine erfolgreiche Strategie entwickeln, um sozialen Wandel voranzutreiben? Wie setzt man Kampagnen richtig auf, um mediale Wirksamkeit zu erzielen? Und: Wie gelingt erfolgreiche Mobilisierung? Diese Fragen bearbeitet die Klimaaktivistin und Organisationsberaterin Payal Parekh aus Bern mit Gruppen, die etwas ändern wollen. In diesem Workshop wird Payal Parekh mit uns speziell dazu arbeiten, wie wir die eigene Bubble verlassen und neue Mitwirkende gewinnen können. Sie wird dabei auch auf Fragen und Anliegen der Teilnehmenden eingehen.
Der Workshop richtet sich insbesondere an Menschen, die in Initiativen engagiert sind, ist aber auch offen für alle, die es werden wollen. Er wird organisiert vom Arbeitskreis „Klima & Nachhaltigkeit“ des Salzburger Bildungswerks gemeinsam mit Südwind Salzburg, dem Friedensbüro Salzburg und den Scientists for Future. Der Workshop bildet den Abschluss der Global ConnAct-Hochschulwochen 2025 „Visionäres Denken und Handeln“ von Südwind und Universität Salzburg.
„Kampagnen für sozialen Wandel sind dann am erfolgreichsten, wenn sie Bewegungen in ihrem Wachstum stärken und dafür sorgen, dass sie ihre Macht strategisch einsetzen. Damit eine Bewegung wächst, ist es notwendig herauszufinden, wer in die Bewegung involviert werden muss und wie dies vollbracht wird.“ (Payal Parekh)
Zur Referentin: Payal Parekh hängte 2008 ihre Karriere als Klimawissenschaftlerin an den Nagel, um ihr Leben dem Klima-Aktivismus zu widmen. Sie hat Kampagnen in zahlreichen Ländern entwickelt, zu ihren Auftraggebern zählen globale Organisationen und verschiedene Graßwurzelbewegungen von Indien bis in die Schweiz. Payal ist vertraut mit Strategien und Tools des Organizing. Sie schreibt Texte und gibt Trainings und Seminare für den notwendigen sozialen Wandel aus einer dekolonialen Perspektive.
Anmeldung: www.hans-holzinger.org/anmeldung
Infos: hans.holzinger@sbw.salzburg.at oder tamara.baumgartner@sbw.salzburg.at
„Regelbasierte Kooperation in einer klimaverträglichen Weltwirtschaft statt konfrontative Weltordnung und weitere Miltarisierung“ – Vortrag von Verena Winiwarter

Verena Winiwarter ist Umwelthistorikerin und Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. 2013 war sie Österreichische Wissenschaftlerin des Jahres. Heute engagiert sie sich u.a. bei den Scientists for Future. Am 31. Oktober hielt die Expertin auf Einladung des Arbeitskreises Klima & Nachhaltigkeit des Salzburger Bildungswerks, des Friedensbüros und der Scientists for Future Salzburg einen Vortrag über „Militär, Umwelt, Klima.„
Gleich zu Beginn ihrer Ausführungen erweiterte Winiwarter den Titel des Vortrags, weil es auch und insbesondere um Militarismus gehe, was sie an den aktuellen Bedrohungsdiskursen in Europa festmachte: „Krieg wird normalisiert, (Auf-)Rüstung zur unvermeidlichen Staatsräson. Frieden wird als ´Ideal für Phantasten´ desavouiert – Realismus´ sei gefragt. Und: Die negativen Folgen militärischer Operationen werden öffentlich weniger und weniger prominent diskutiert. Nukleare Abschreckung wird als Tatsache dargestellt.“
Dies sei ein großes Problem, wie Winiwarter darlegte. Fossile Energie durchziehe jedes Kriegsgeschehen seit dem Ersten Weltkrieg: „Kriege hinterlassen eine Spur der Verwüstung, die ohne Öl und Gas nicht möglich wäre, sie bewirken massive Treibhausgasemissionen und vergiften Böden und Wasser.“ Die ökologische Krise (Klima, Biodiversität…) werde durch Kriege wie jenen in der Ukraine in mehrfacher Hinsicht eskaliert. Eine konfrontative Weltordnung mit massiven Investitionen in Waffen dränge die Bekämpfung der Klimakrise zurück. Zudem koste jeder Krieg nicht nur unzählige Menschenleben, sondern zerstöre auch lebenswichtige materielle Grundlagen jeder Gesellschaft: „Krieg ist die absichtliche Lahmlegung von Infrastruktur, mit Taktiken wie der Verminung von Land, dem Sprengen von Dämmen und vielen weiteren Akten der kriegstaktisch gewollten Zerstörung.“ Krieg zerstöre die Nachhaltigkeit von Gesellschaft noch mehr als andere Aktivitäten.
Gefährliche Altlasten durch Kriege und Rüstungsproduktion
Zudem würden Kriege und andere militärische Aktivitäten zu gefährlichen Altlasten führen, wie Winiwarter etwa an den langfristigen Schäden durch die Atomwaffenproduktion, dem radioaktiven Abraum für die Urangewinnung oder den aktuell wieder im Raum stehenden Atomwaffentest aufzeigte. Die globale Sicherheit habe sich im letzten Jahrzehnt deutlich verschlechtert, so Analysen des Friedensforschungsinstituts SIPRI in Oslo. Die Zahl der bewaffneten Konflikte habe zugenommen (Naher Osten, Afrika, Südasien). Die Annexion der Krim durch Russland im Jahr 2014 und die Unterstützung separatistischer Kräfte in der Ostukraine würden einen Schwerpunkt der Auseinandersetzungen in einer allgemeinen Atmosphäre der sich verschärfenden Konfrontation zwischen Russland und dem Westen bildenbilden, wie SIPRI schon 2018 ausführte.
SIPRI stellte damals auch bereits fest: „Der internationale Transfer von Großwaffen hat zugenommen, und die weltweiten Militärausgaben haben sich auf einem hohen Niveau stabilisiert – über dem Niveau der letzten Jahre des Kalten Krieges. Auch die Zahl der Staaten, die Atomwaffen besitzen, hat zugenommen, obwohl die Zahl der stationierten Atomsprengköpfe weiter zurückgegangen ist. Die Maßnahmen, mit denen diese Verringerung erreicht wurde, sind jedoch bedroht.“
Szenario der Verschärfung von Konflikten setzt sich durch
Dem Wissenschaftlichen Beirat für Globale Umweltveränderungen (WBGU) Deutschland folgend, benannte Winiwarter vier mögliche Zukunftsszenarien, von denen wir Gefahr laufen, in das gefährlichste hineinzustolpern: Das Zusammenkommen einer konfrontativen Weltordnung sowie der Ausweitung von Machtpolitik mit einer turbulenten Weltwirtschaft sowie einer Verschärfung der Klimakrise. Vom Wunschszenario einer kooperativen „Global Governance“ mit Interessensausgleich, regelbasierter Zusammenarbeit in einer multipolaren Weltwordnung sowie einer klimaverträglichen Weltordnung und Weltwirtschaft seien wir weit entfernt (s. Grafik)

Winiwarter stellte die konfrontative Weltpolitik in den Kontext unseres ressourcenverschlingenden Wirtschaftens. Die heutige globale Gesellschaft sei die erste Konsumgesellschaft der Geschichte und sie werde die einzige bleiben. In ihr seien Teilhabe und Status über Güter organisiert. Sie basiere auf billiger und reichlich vorhandener Energie und sie sei auf globaler Ungleichheit aufgebaut: Erst billige Rohstoffe erlauben Massengüter. Diese Konsumgesellschaft sei enorm militarisiert: „Rüstungsausgaben sind ein wichtiger Teil des globalen Warenverkehrs. Die militärischen Güter sind besonders kurzlebig, und damit besonders profitabel für die Hersteller, wenn Krieg geführt wird.“ Jeder Krieg erhöhe auch die Anzahl der militärischen Güter und sei also doppelt gewinnbringend.
Militärisch-industrieller Komplex als Problemverschärfer
Mit dem vom ehemaligen US-Präsidenten Eisenhower 1961 geprägten Begriff des militärisch-industriellen Komplexes machte die Umwelthistorikerin die wirtschaftliche Macht dieses Sektors deutlich. Während bis herauf in die 1970er-Jahre der Großteil jener Unternehmen, die Rüstungsgüter produzierten, auch auf zivilen Märkten vertreten gewesen seien, habe sich der Rüstungssektor seither laut Erhebungen von CSIS verselbstständigt: „60 Prozent der am Rüstungsmarkt vertretenen Unternehmen produizieren heute ausschließlich Rüstungsgüter und sind daher stark von der Ausweitung dieses Sektors abhängig.“

Der Rüstungssektor verschlinge nicht nur Ressourcen, die für die Finanzierung öffentlicher Güter notwendig seien, sondern treibe auch die Erderhitzung voran, so Winiwarter mit Daten von SIPRI: „Selbst wenn man das beschleunigte Betriebstempo in Kriegszeiten beiseite lässt, ist das Verteidigungsministerium der USA mit einem Verbrauch von etwa 4,6 Billion Gallons Treibstoff pro Jahr der größte Einzelverbraucher des Landes.“
Was ist zu tun? – Globale Vereinbarungen sind zentral
Winiwarter zitierte Erebnisse des aktuellen Global Risk Report, der jährlich beim Weltwirtschaftsgipfel in Davos vorgestellt wird. Demgemäß führen militärische Konflikte die Rangliste der von den Befragten erwarteten Risiken noch vor Extremwetterereignissen an – auch das Kippen von Ökosystemen liegt weit voran (siehe Grafik). Diese Einschätzung der globalen Risiken sei in allen Generationen ähnlich, es liege daher an der Politik, dagegen anzugehen. Abgefragt wurde auch, welche Ansätze zur Abwendung der Risiken als am wirksamsten eingeschätzt werden. An vorderster Stelle für eine Vielzahl der Risiken werden globale Vereinbarungen und Regularien genannt, so Winiwarter. Es sei daher Aufgabe der Politik, dies wahr- und ernstzunehmen und danach zu handeln

Dabei spielen die Ökosysteme eine zentrale Rolle für die menschliche Sicherheit, so Winiwarter weiter: „Ökosysteme und ihre Arten sind wichtige Faktoren für die Produktion zahlreiche Güter, wie z.B. Trinkwasser, Nahrungsmittel, Energieträger, Baumaterialien oder medizinische Wirkstoffe. Die genetischen Ressourcen sind unverzichtbar für die Entwicklung neuer Nutzpflanzen, Medikamente und industrieller Rohstoffe. Ökosysteme und ihre Arten sind wichtig für Bestäubung und Schädlingsbekämpfung in der Landwirtschaft und bilden fruchtbaren Boden.“ Dazu kommen regulierende Leistungen: „Natürliche Lebensgemeinschaften in Ökosystemen speichern CO2, schützen vor Lawinen und Hochwasser, verhindern Erosion und regulieren das Klima.“ Ökosysteme würde aber auch kukturelle Leistungen erbringen, wie die Ermöglichung von Naturerfahrung und Erholung.
Kriege würden jedoch zur massiven Zerstörung der Ökosysteme beitragen: Durch direkten Konsum von Ressourcen wie Holz, Wasser und Nahrungsmitteln zum Unterhalt von Armeen, durch indirekten Konsum von Ressourcen durch Waffen-/Militärindustrie; durch direkte Umweltzerstörung bei Kampfhandlungen sowie die absichtliche Zerstörung von Natur/Umwelt als Teil der Kriegstaktik. Dazu käme die Umweltzerstörung durch militärische Forschung, etwa m Nuklearbereich.
Eine weitere von Winiwarter zitierte Studie zeigt, dass aufgrund der hohen Kohlenstoffintensität der militärischen Produktion selbst dann, wenn sich die Welt ansonsten auf Wege einigt, die mit dem Pariser Klimaschutzabkommen vereinbar sind, ein erheblicher Anstieg der Militärausgaben die Klimaziele unerreichbar machen könnte.
Strategien für einen weiterhin bewohnbaren Planeten
Abschließend zitierte Winiwarter fünf Empfehlungen aus dem 2025 erschienenen Bericht „The Security We Need“ der Vereinten Nationen:

1) Priorisierung von Diplomatie, friedliche Beilegung von Streitigkeiten und vertrauensbildenden Maßnahmen, um die Ursachen für die steigenden Militärausgaben bis 2030 anzugehen.
2) Militärausgaben in den Vordergrund der Abrüstungsdiskussionen rücken und die Verbindungen zwischen Rüstungskontrolle und Entwicklung verbessern.
3) Förderung von Transparenz und Rechenschaftspflicht im Bereich der Militärausgaben, um Vertrauen zwischen den Mitgliedstaaten aufzubauen und die nationale Haushaltsverantwortung zu stärken.
4) Neubelebung der multilateralen Entwicklungsfinanzierung.
5) Förderung eines menschenzentrierten Ansatzes für Sicherheit und nachhaltige Entwicklung.
Auf die Frage, was wir als Bürger und Bürgerinnen tun können, meinte Winiwarter, dass ein nachhaltiger Lebens- und Konsumstil im Sinne von „Walk your talk“ wichtig sei, aber nicht reiche. Wir müssten die Politik drängen, im Sinne des UN-Berichts zur internationalen Diplomatie und einem an Menschen sowie den Ökosystemen orientierten Sicherheitsbegriff zurückzukehren. Als konkrete Maßnahme schlug sie vor, die Tradition der Östermärsche wieder zu beleben im Sinne von „grünen Ostermärschen“.
Resümee
Der Vortrag machte deutlich, dass wir viel stärker über rationale Bedrohungsanalysen sowie Maßnahmen dagegen sprechen und diese in die öffentlichen Debatten bringen müssen. Putin hätte es in der Hand, den Krieg gegen die Ukraine sofort zu beenden. Doch mit militärischer Unterstützung der Ukraine allein wird das nicht gelingen, es braucht Diplomatie und – so schwer es fällt – es wird auch Kompromisse brauchen. Kriege haben viele Ursachen. Sie werden vom militärisch-industriellen Komplex nicht ausgelöst, aber wohl befeuert. In diesem Sinne sind die Schlussworte von Verena Winwarter zu verstehen: ABRÜSTUNG UND FRIEDEN SIND EINE VORAUSSETZUNG FÜR KLIMA- und BIODIVERSITÄTSSCHUTZ!

Großes Interesse am Vortrag der Umwelthistorikerin Verena Winiwarter auf Einladung des Arbeitskreises Klima & Nachhaltigkeit des Salzburger Bildungswerks

Umwelthistorikerin Verena Winiwarter mit Hans Holzinger vom Arbeitskreis „Klima & Nachhaltigkeit“ des Salzburger Bildungswerks
Salzburger Klima- und Nachhaltigkeitsvernetzung
15 Personen beteilgten sich an der dem Vortrag vorgelagerten Vernetzung von Klima und Nachhaltigkeitsinitiativen in Salzburg. Dabei wurden erste Pläne für die Aktionstage 2026 „Aufbruch für ein gutes Leben für alle“ sowie weitere Kooperationsstrategien besprochen. Vertreten waren: Hannes Augustin (Naturschutzbund), Tamara Baumgartner (SBW), Wolfgang Diemling (Erdling, KBW), Wolfgang Fischer (Green Makers Mondsee/Thalgau), Roswitha Gucher (Grandparents for Future), Hans Holzinger (AK Klima& Nachhaltigkeit, Scientists for Future), Harald Kienzl (KEM Fuschlsee), Andreas Koch (Universität Salzburg), Bernhard Kreuzer (Radlobby Salzburg), Sabine Lehner (Gemeinwohlökonomie), Peter Löcker (SBW, Lungau), Norbert Porsche-Ully (Unsere Klimapolitik), Michael Riener (Netzwerk Tomorrow Eugendorf), Klaus Schmiedinger (Verein gegen Tierfabriken), Christa Wieland (Vorstand Friedensbüro & Naturschutzbund)

Vernetzungstreffen der Klima-und Nachhaltigkeitsinitiativen. Im Bild: Input von Sabine Lehner über das geplante Projekt „Dome Talk“ der Gemeinwohlökonomie
Bericht: Hans Holzinger, Grafiken: Folien aus dem Vortrag
Fotos: Tamara Baumgartner, Hans Holzinger
Landesrechnungshof kritisiert zu laxe Klimapolitik der Salzburger Landesregierung
Die Salzburger Landesregierung hatte sich das Ziel gesetzt, das Klima zu schützen und das Land Salzburg an die Folgen des Klimawandels anzupassen. Dazu entwickelte sie die „Klima- und Energiestrategie Salzburg 2050“. Durch die Umsetzung von Masterplänen für jeweils zehn Jahre sollten weniger schädliche Treibhausgase ausgestoßen und mehr erneuerbare Energie genutzt werden. Daneben wurde eine Strategie zur Anpassung an den Klimawandel in Salzburg entwickelt. Der Landesrechnungshof (LRH) prüfte dazu im Auftrag des Landtagsklubs Die GRÜNEN den Stand der Klimapolitik der Landesregierung.
Weiterlesen „Landesrechnungshof kritisiert zu laxe Klimapolitik der Salzburger Landesregierung“Nachhaltigkeitstag der Universität Salzburg 17.11.2025
Am Nachhaltigkeitstag setzen wir gemeinsam ein Zeichen für verantwortungsvolles Handeln und zukunftsorientiertes Denken. Die Universität Salzburg lädt Mitarbeitende, Studierende und Interessierte herzlich ein, sich mit den vielfältigen Aspekten von Nachhaltigkeit auseinanderzusetzen und die universitären Initiativen in diesem Bereich kennenzulernen.
Freuen Sie sich auf ein abwechslungsreiches Programm mit inspirierenden Vorträgen, interaktiven Workshops und Gelegenheiten zum Austausch. Gemeinsam gestalten wir eine nachhaltige Zukunft – am Campus und darüber hinaus.
Mehr Informationen zum Programm ➔

Infos & Tipps vom Jour Fixe der Scientists for Future Salzburg
Am 29. September trafen sich Mitglieder der Scientists for Future Salzburg zum Jour Fixe an der Natur- und Lebenswissenschaftlichen Fakultät der Universität Salzburg (NLW). Hier einige Infos und Hinweise aus dem Treffen, die auch für Nicht-Universitätsangehörige von Interesse sein können. PS: Das Foto oben gibt den Eingang zum Universitätsgebäude wider, das derzeit mit den Sustainable Development Goals „beflaggt“ ist. Jenes ganz unten informiert über den Veggiemonat Oktober an den Mensen, der von den S4F mitangestoßen wurde.
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